Für den 2. Adventsonntag bekommt ihr eine etwas traurigere Geschichte zu lesen.
Und auch ein wenig was zum Nachdenken...
Er saß gelangweilt am Schreibtisch und spielte mit seinem Bleistift.
Einen Aufsatz mit dem Titel: "Was meint Liebe?" sollte er schreiben.
Nun saß er schon länger als zwei Stunden und hatte keine Idee wie er überhaupt anfangen sollte. Er blickte nach draußen, es war bereits dunkel und schneite seit längerem. Eiskristale wuchsen am Fenster und schmückten es mit ihrer eisigen Kälte.
Er lächelte und fuhr sie nach. Unter seinen warmen Fingern schmolzen sie hinfort. Verträumt blickte er hinaus in die Ferne.
Einzelne Bäume sind beleuchtet und ein paar Kinder huschten schnell ins Haus zurück.
Was meint Liebe?
Er wuschelte sich durch die Haare. Er hatte doch noch nie richtige Liebe erfahren, wie sollte er dann darüber schreiben können?
Was meint Liebe? Die Lieber der Eltern zu ihren Kindern? Die Liebe der Kinder zu ihren Eltern? Oder vielleicht die Liebe eins Mannes zu seiner Frau, die Liebe einer Frau zu ihrem Mann, die Liebe einer Frau zu einer Frau oder die Liebe eines Mannes zu einem Mann? Oder vielleicht eine kranke, gestörte, pädophile Liebe? Oder einfache, platonische Liebe?
Ein lauter Seufzer zerstörte die Stille die schon seit langem eingekehrt war.
Und plötzlich durchbrauch hauch ein nervtötendes Klingeln die Stille.
Er erschrak. Selten, dass jemand bei ihm klingelte. Er schlüpfte in seine Pantoffeln und schlurfte aus dem Zimmer zur Haustür.
Er drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und sprach mürrisch, mit trockener Stimme ein "Ja?" rein.
"Du klingst scheiße! Zieh dich an und komm mit. Mum und Dad warten schon!"
Es war seine Schwester. Er hatte keine Lust darauf, seine liebenswerten Eltern wieder zu sehen, welche ihn doch verstoßen hatten. Und seit dem wohnt er alleine und das mit 17.
Und so fühlt er sich auch. ALLEINE.
Er lehnte seinen Kopf neben der Gegensprechanlage an die Wand.
"Hallooooo?!", schallte es im aus dem Lautsprecher entgegen, schrill und laut.
"Jahaaa, verdammt!", schnauzte er sie an.
"Warum sollte ich sie wieder sehen wollen?"
"Weil... Weil heute doch Weihnachten ist, das Fest der Liebe", stotterte sie ihn den Lautsprecher.
Seine Augen weiteten sich und er schlug mit der Faust gegen die Wand.
Er mochte Weihnachten mal richtig gerne doch heute war es ihm so egal geworden, dass er es sogar vergessen hatte.
"Also?", kam es wieder aus dem Lautsprecher.
Die Haustür öffnete sich und er stand vor ihr.
"Du hast dich verändert!", antwortete sie als er vor ihr stand und ihn musterte.
"Ist auch lange her!"
Sie lächelte ihn an.
"Eine Chance gebe ich euch! EINE!"
"Ist oke", nickte sie ihm unsicher zu.
"Weil Weihnachten ist...", ergänzte er.
"Was meint Liebe? Vielleicht jemandem eine zweite Chance geben?!", überlegte er, während sie sich auf den Weg machten...
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