Tut mir leid, dass man in letzter Zeit so wenig von mir hört, bin nicht unbedingt im Stress nur selten zuhause und/oder am Laptop.
Aber natürlich habe ich die alljährliche Weihnachtsgeschichte NICHT vergessen ;)
Ich weiß leider nicht ob sie sehr weihnachtlich ist oder wie oder wo oder was
Ich hoffe trotzdem, dass sie euch gefallen wird... (;
Wünsche euch allen Frohe Weihnachten und schöne Feiertage
XoXo
Sie saß alleine im Zug um sie breitete sich die Nacht aus
wie ein Umhang. Sie fuhr bereits Stunden und bis sie ihr Ziel endlich erreichen
würde, würde es noch weitere Stunden dauern.
Seufzend lehnte sie am Fenster und starrte in die Nacht
hinaus.
„Endstation! Für Ihre Anschlusszüge beachten Sie bitte
die Lautsprecherdurchsagen und Monitore am Bahnhof! Auf wiedersehen!“, dröhnte
eine Computerfrauenstimme durch den Lautsprecher und riss sie aus ihrer Trance.
Verwirrt drehte sie sich in alle Richtungen, sie war alleine im Zugabteil. Sie
schlang ihren Schal um ihren Hals, krempelte den Kragen hoch, schlüpfte in ihre
Handschuhe, nahm ihre schwere Reisetasche und schlenderte den Gang Richtung
Ausgang entlang. Beim Aussteigen half ihr sogar der Schaffner und verabschiedete
sich freundlichst. Sie lächelte ihm müde zu, dann schleppte sie ihr Gepäck die
Stiegen die Unterführung runter und zum nächsten Bahnsteig hinauf.
Es war kurz nach 22:30, bis sie zuhause sein würde, wäre
es weit über Mitternacht, ihre Eltern & Geschwister würden längst schlafen
und das Datum wäre schon umgesprungen. Den Tag verbrachte sie alleine im Zug.
Sie seufzte tief und vergrub ihr Gesicht in ihrem dicken Wollschal. Der Sessel
aus Metall war kalt und hart. Schnell tat ihr der Po weh.
20 Minuten noch, bis ihr Zug kam.
Es hatte wieder angefangen zu schneien. Schneeflocken
tanzten vor ihren Füßen zu Boden und blieben liegen. Innerhalb kurzer Zeit war
der Boden mit einem Hauch von Weiß bedeckt.
15 Minuten noch, bis ihr Zug kam.
Ein alter Mann mit zerlumpter Jacke und grauem schütterem
Haar kam langsam trottend, keuchend die Stiegen hinauf, setzte sich mit seinen
Händen in den Jackentaschen direkt neben sie. Sein warmer Atem kam in weißen
Wölkchen aus seinem Mund und seine Nasen und Backen waren rot von der Kälte.
10 Minuten noch, bis ihr Zug kam.
Plötzlich knisterten die Lautsprecher und wieder ertönte
eine Computerfrauenstimme: „Sehr geehrte Fahrgäste wir bedauern ihnen mitteilen
zu müssen, dass der Regionalzug R3321 auf Bahnsteig 3 mit planmäßiger Abfahrt
um 23:05 Uhr auf Grund von starken Schneewehen sowie Schneefällen ausfällt. Es
tut uns leid. Wir wünschen Ihnen noch eine angenehme Nacht und ein fröhliches
Fest.“
Wütend schnaubte sie in ihren Schal. Ein weiterer
vergeudeter Tag. Ein weiterer Tag den sie alleine in einer fremden Stadt
verbachte.
„Sieht wohl so aus, als wären wir gestrandet, Mädchen“,
sagte der alte Mann mehr zu sich als zu ihr. Anfangs nahm sie nicht wahr, dass
er sein Wort an sie gerichtet hatte, zu wütend war sie über die Tatsache hier
festzusitzen.
Plötzlich jedoch stand er vor ihr und lächelte sie
zaghaft an.
„Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen?“, fragte er sie
höfflich, „ich beiße auch nicht!“ Sie blickte verloren zu ihm auf und lächelte.
„Ja, gerne.“
Sie nahm ihre Reisetasche und schritt neben dem älteren
Herren. Er bedauerte es, ihre Tasche nicht tragen zu können doch sie winkte
freundlich ab.
Sie hatten Glück, als sie ein nahegelegenes Café fanden,
welches zufällig noch offen hatte. Fröstelnd setzten sie sich gegenüber an
einen kleinen runden Tisch. Sie war froh vorrübergehend im warmen zu sitzen, da
sie den Rest der Nacht wahrscheinlich im Freien verbringen würde.
Der ältere Herr erzählte von seiner Frau, Kindern und
Enkelkinder, sowie der Tatsache, dass seine Frau ihn vor einigen wenigen
Minuten aus dem Haus warf, woraufhin er zu seiner Tochter fahren wollte. Er
lächelte traurig und starrte aus dem Fenster in die Ferne, wo im Schein der
Laterne Schneeflocken leise zu Boden rieselten.
Sie erzählte von ihrer Arbeit, die sie weit weg von ihrer
Familie treibt, ihrer vielen einsamen Stunden in Bussen und Zügen und den
vielen, wegen der Arbeit, versäumten Festtage die sie immer so gerne hatte, von
der Tatsache, dass sie heute keinen Platz zum schlafen hatte und ihrer Wut auf
Bus und Bahn weil sie nach einer langen Reise trotzdem alleine sein würde an
diesem Tag.
Sie lächelte und versuchte sich Tränen aus den Augen zu
blinzeln.
„Da haben wir ein ähnliches Schicksal. Beide alleine… und
das an Weihnachten!“
Sie saßen noch lange beieinander, redeten viel und
merkten, dass sie doch mehr gemeinsam hatten als es ihnen Anfangs bewusst war.
„Kommen Sie“, sagte sie schließlich zu ihm, „suchen wir
uns ein Taxi und besuchen ihre Tochter!“
Überrascht und doch dankbar lächelte der ältere Herr.
„Aber ich kann mir leider kein Taxi leisten!“, antwortete
er traurig.
Doch sie winkte ab: „Sehen Sie es als ein
Weihnachtsgeschenk von mir. Außerdem ist so keiner von uns alleine!“
Dankbar und sprachlos lächelte er.
Auch auf der Suche nach einem Taxi hatten sie Glück und
schnell wurden sie fündig.
Obwohl es fürchterlich schneite kam ihr die Fahrt nicht
so lange vor wie sie tatsächlich war.
Als sie ausstiegen konnte sie ihren Augen nicht trauen,
sie standen vor einem Friedhof.
„Meine Tochter starb heute vor 5 Jahren!“, erklärte der
alte Mann ihr.
Mit offenem Mund starrte sie auf das Eisentor und
versuchte ihre Tränen hinunter zu schlucken.
Kaum standen sie auf der anderer Seite des Tores, wurde
das Schneegestöber ruhiger. Keuchend bahnten sie sich ihren Weg durch den
frischen Schnee, vorbei an verschneite Gräber und kaum flackernden Kerzen,
geschützt in Glaslaternen.
Doch als sie das Grab schließlich erreicht hatten,
wartete dort bereits jemand auf sie.
„Maria! Was machst du hier?“, fragte der ältere Herr
seine Frau als er sie in die Arme schloss. Leise weinte sie in seine alte Jacke
während sie still vor dem Grab verharrten.
„Ich wusste, dass ich dich hier finde!“, sagte sie
schließlich nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
Zu dritt blieben sie noch lange vor dem Grab stehen.
Obwohl sie vor einem fremden Grab stand, mit fremden Menschen, fühlte sie sich
nicht mehr alleine. Sie hatte das Gefühl, auf ihrer langen Reise endlich
angekommen zu sein.
„Was für ein merkwürdiges Weihnachten!“, lachte die
ältere Dame und unterbrach somit die kalte aber doch angenehme Stille.
Sie lächelte und antwortete: “Aber eine meiner schönsten!“
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