Donnerstag, 29. Mai 2014

Kurzgeschichte für Bewerbung?

Halli Hallo meine Lieben (:

Um euch die Langeweile etwas zu vertreiben hab ich hier eine kleine Geschichte für euch. Würd mich wahnsinnige über Kommentare freuen, wie es euch gefällt und Verbesserungsvorschläge nehme ich auch dankend an.

XoXo

Rückkehr

Ich werde durch das Knarren und Ächzen der Fenster und Türen, das bröckeln der zerfallenden Hausmauern, das wüten und toben des draußen brennenden Feuers und durch die elenden jammernden Schreie der Opfer geweckt.
Langsam öffne ich meine Augen, setzte mich in meinem Bett auf, gähne und strecke mich. Wie von Geisterhand schlüpfe ich mit meinen Füßen in meine abgetragenen Pantoffel und schwebe regelrecht zu dem Fenster links von meinem Bett.
Langsam und vorsichtig doch mit sicherer Hand ziehe ich die Vorhänge auf. Vor meinem Fenster sehe die Trümmer der Nachbarhäuser, hier und da brennen noch vereinzelt Ruinen und auf der Straße liegen verkohlte und nicht verkohlte sowie halb tote Menschen Kadaver.
Welch ein melancholisch und trauriges Bild sich vor meinem Fenster erstreckt. Dies war meine Heimatstadt. Nun kann man es kaum mehr eine Stadt nennen. Und wieder höre ich etwas über meinen Kopf  hinweg fegen. Kampfflugzeuge. Waren die letzten Tage den nicht schon genug Zehrstöhrung? Können sie uns nicht das lassen, was sie uns gelassen haben. Das, was im Grunde eh nichts mehr ist.
Vom Himmel schweift mein Blick auf eine gekrümmte Gestallt die von Leiche zu Leiche huscht. Bei jeder verweilt sie kurze Zeit und beugt sich über sie.
„He! Was machen Sie da?!, rufe ich ihr durch das Fenster, welches ich gerade geöffnet habe, zu.
Unbeirrt, als hätte sie mich nicht gehört, verrichtet sie weiter seine Tat.
Ich wende mich diesem Spektakel ab und wende mich der Treppe in das Erdgeschoss zu. Langsam, elegant, schwebend, gleite ich die Stiegen hinunter. Was übrig geblieben ist von diesem Haus? So wie von allen anderen, nicht viel.
Es gibt keine Haustür mehr, und eine Seite fehlt ebenfalls. Dennoch ist es eines der wenigen Häuser, welches noch nicht in sich zusammen gesunken ist.
Ich trete durch das Loch, wo früher einmal die Haustür sein musste.
Auf der anderen Seite, im Vorgarten, wartet jemand auf mich. Die Gestallt von vorhin.
„Was wollen Sie?“, frage ich ihn, während ich langsam, doch nicht ängstlich, zu ihm gehe und mich bei ihm einhake.
Wir verlassen den Vorgarten des Hauses und schreiten stillschweigend über die Trümmer und Zerstörung hinfort.
Hier und da sehe ich zwischen den Leichen noch solche jene, die sich verzweifelt an ihr Leben klammern. Jammernd suchen sie nach Hilfe, nach einem Anzeichen von Leben, das hier irgendwo zwischen alle dem aufkeimen müsste.
Es ist vergebens, flüstere ich während ich an ihnen allen vorbei schreite und meinen Blick von ihnen abwende.
Wieder höre ich das Dröhnen von Flugzeugmotoren am Himmel über mich hinweg fliegen. Bomben? Bomben höre ich keine mehr auf dieses kleine Städtchen herab sausen.
„Ich glaube,“ sage ich zu meinem Begleiter, welcher mich unbeirrt durch all dies hier führt, ohne seinen Blick nach links oder nach rechts zu wenden, „es ist vorbei!“
Er nickt ohne mich eines Blickes zu würdigen.
Und so schlendern wir weiter über dieses Schlachtfeld, langsam beginne ich mir diese Frage zu stellen, wo mich mein Begleiter eigentlich hinführt.
Er führt mich zum Bahnhof und langsam fange ich an zu verstehen. Ich versuche meine Hand von seiner lösen zu können, doch er hält mich. Er hält mich so fest, das es weh tun könnte, doch die Angst die in mir aufsteigt, schmerzt mehr als sein kalter Griff.
Ich versuche mich zu erinnern. Warum diese Angst in mir hoch kommt,  wenn ich diesen Ort sehe.
Dunkler Rauch steigt von dort auf und es stinkt nach verbranntem Fleisch. Gemeinsam steigen wir über Trümmer der einst so pompösen hohen Mauer des Bahnhofs hinweg. Die alter immer pünktliche Bahnhofsuhr hängt teilweise noch in der Wand, teilweise in der Luft. Eine leichte Windbrise würde ausreichen, sie von dort zu Boden befördern zu können. Doch die Luft steht. Die Luft steht und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns alle nieder. Die Luft steht und man riecht noch stark, wie viele Menschen hier in den letzten Tagen verbrannt und gestorben sind.
Ihr Wehklagen klingt plötzlich wieder in meinen Ohren nach.
Sie schreien vor Angst.
Sie schreien vor Verzweiflung.
Sie schreien vor Schmerz.
Und sie beten.
Sie beten um die Gnade Gottes, dieser Hölle entkommen zu können.
Dieser grausamen, grausamen Hölle welche Menschen Menschen antun.
Diese dummen, dummen Idioten.
Ich schüttle diese Gedanken hinfort und wende mich wieder dem zerstörten Bahnhof zu.
„Wo gehen wir hin?“, frage ich meine Begleitung.
Wir haben nun Bahnsteig 2 erreicht.
Er hebt seine freie Hand und zeigt auf einen entgleisten Wagon der quer über 3 Gleise liegt.
„Ich verstehe nicht…“, sage ich verwirrt.
Doch ohne näher auf mich einzugehen bewegen wir uns auf den ausgebrannten Wagon zu.
Verkohlte Leichen liegen überall um den sowie in dem Wagon.
Auf einen Fleck liegen 3 auf einmal. Eine Frau mit Kindern. Etwas weiter liegt unter Schutt ein zerbrochenes Foto, welches diesen Wahnsinn einigermaßen unbeschwert überlebt hat.
Wehmut kommt in mir hoch und das Gefühl, das ich diese Personen gekannt habe. Doch wieder möchten mir keine Erinnerungen zu dieser Empfindung kommen.
Während ich verzweifelt versuche mich an irgendetwas erinnere zu können, welches mit dieser Frau und ihren Kindern zu tun hat, bleibt mein Begleiter abrupt stehen und bringt mich somit fast zum stolpern.
Ich erschrecke und wende mich ihm zu. Er beugt sich über eine etwas kleine, zierliche Leiche eines jungen Mädchens.
Ich starre sie an. Und ihre leeren ausgebrannten Augenhöhlen starren zurück. Nun dreht mein Begleiter seinen Kopf zu mir und blickt mich mit einem selbstgefälligen, unheimlichen Grinsen an.
Jetzt verstehe ich!
Ich versteh alles hier!
Die Frau!
Die Kinder!
Der Zug!
Das Haus!
Ich verstehe einfach alles, was hier passiert ist. Wie eine Flut kommen 1000 Erinnerungen in mir hoch. Sie überschwemmen mich wie diese Bomben meine Heimatstadt.
Ich schwanke und stolpere, bin kurz vor dem fallen doch mein Begleiter ist schnell genug um mich aufzufangen.
Er stellt mich wieder auf meine Füße. Nun stehe ich da, wie eine Statue und blende alles um mich herum aus. Meine Atmung geht flach und schnell.
Während ich langsam alles hier realisiere, umarmt mich mein Begleiter mit seinem schwarzen Mantel und nimmt mich mit sich.
Und in seiner tödlichen Umarmung, welche meine verirrte Seele zu sich zurück geholt hatte, treffe ich wieder auf alle mir so vertrauten Personen. Und ich kann beruhigt einschlafen, zwischen alle dem mir so bekannten und von mir so geliebten Personen.
Ich schlafe ein, für immer und entkommen diesem Wahnsinn.

Damals schrieben wir in alle Schulbücher unsere Namen unser Heimatland und das Jahr.

Deutschland, 1945

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